Mönchengladbach
Pastor Franz Balke
Die Schwachen und Hilfsbedürftigen im Blick
Am Grab von Franz Balke (v.l.): Hans-Ulrich Rosocha, Wolfgang Mika, Beate Wittland, Olaf Nöller, Wolfgang Löhr, Dietrich Denker und Jürgen Theißen.
Der Verein für Innere Mission in Rheydt gedenkt seines Gründers Franz Balke und gibt eine Festschrift heraus.
FOTO: Angela Rietdorf
Es gibt einen Franz-Balke-Weg in Dahl und ein Franz-Balke-Haus in Bonnenbroich-Geneicken. Aber nur wenige wissen, wer der Namensgeber war. „Wir sollten uns dankbar an ihn erinnern“, sagt Wolfgang Löhr, ehemaliger Stadtarchivar. Er hat anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Vereins für Innere Mission Rheydt eine Festschrift erarbeitet, die nicht nur, aber auch Franz Balke würdigt, den evangelischen Pfarrer und Initiator des Vereins, außerdem einer der Gründer der heutigen Ev. Stiftung Hephata und eines Heims für Epileptiker in Bethel. „Er vereinte theologischen Antrieb, Organisationstalent und die Fähigkeit, Menschen zu begeistern“, erklärt Pfarrer Olaf Nöller, Pfarrer der evangelischen Hauptkirche.
Balke gründete den Verein, machte ihn zum Kristallisationspunkt der diakonischen Arbeit und brachte die wohlhabenden protestantischen Fabrikanten dazu, das Projekt zu unterstützen. „Er hat die Solidarität der Starken mit den Schwachen in seiner Person gebündelt“, sagt Superintendent Dietrich Denker und nennt ihn einen Brückenbauer zwischen den Milieus. Diakonische Arbeit in Rheydt war damals bitter nötig, denn arbeitslose Handweber verarmten, die Bevölkerung wuchs und die Armenkosten ebenso. Hier setzte der Verein an, stellte Gemeindeschwestern ein, die sich um die Armen und Kranken kümmerten, errichtete später ein Altenheim, eine Fabrikschule und ein Waisenhaus. Die soziale Ungleichheit war ein Thema, das den Pastor Balke sehr beschäftigte. „Er rückte von der üblichen Überzeugung ab, Armut sei selbstverschuldet“, schreibt Löhr. Mehr als vierzig Jahre lang wirkte Balke als Pfarrer in Rheydt. Er starb 1889, sein Grab liegt neben dem der anderen evangelischen Pfarrer Rheydts auf dem Friedhof an der Nordstraße. Dort legten Vertreter des Vereins für Innere Mission und der evangelischen Gemeinde einen Kranz nieder.
Der Verein für Innere Mission wuchs bis in die 1930er Jahre hinein. Als die Nazis die Herrschaft übernahmen, wurde er, um das Vereinsvermögen zu erhalten, aufgelöst und die Arbeit auf die evangelische Kirchengemeinde in Rheydt übertragen. Nach dem Krieg nahm er nur einen Teil seiner Aufgaben wieder auf. Heute ist der Verein Träger des Altenheims Haus am Buchenhain. Dort ist die Festschrift erhältlich. Und zwar unentgeltlich.